Schwäbische Post April 2022

Wie aus Gerhard R. der Autor Virgil Kane wurde

Schwäbische Post, 19.04.2022


Von Dagmar Oltersdorf



Der 59-Jährige hat bereits zwei dicke Romane veröffentlicht. Wie der Autor arbeitet und was er zu erzählen hat.


"Seit ich das Buch kenne, habe ich keine Angst mehr vor dem Schreiben“, sagt Gerhard Reininger. Das Buch trägt den Titel „Moby Dick“ und es ist von Herman Melville. Der habe sich beim Schreiben so ziemlich alles erlaubt, was in der Literatur möglich sei, sagt der 59-Jährige. Reininger ist Fan von Melville, John Irving und Hemingway. Und er schreibt selbst dicke Romane. Allerdings nicht unter seinem Geburtsnamen. Gerhard Reininger aus Unterrombach, gelernter Diplom-Betriebswirt, im Broterwerb Marketing-Spezialist bei einer Aalener Firma, ist Virgil Kane.


Ein Pseudonym, das ziemlich passend klingt für den Autor zweiter Romane in einer Dreier-Reihe mit dem Titel „Die California Chroniken“. Angelehnt an den Song von The Band „The Night they drove old Dixy down“, in dem Virgil Caine eine Rolle spielt.

„Es ist eines meiner Lieblingslieder und der Typ ist mir sehr sympathisch“, sagt Reininger. Er nehme nur das, was er brauche, das gefalle ihm. „Und der Name klingt ja auch sehr gut.“


Immer im Hinterkopf: der Roman

Reiningers erster Roman in der Reihe „In unseren Herzen die Welt“ umfasst 689 Seiten. Virgil Kane, California-Chroniken, das klingt ein wenig nach Literatur für Männer. Doch das ist es nicht, wie der Autor erklärt. „Es sind vier Menschen, die erzählen“. Neben Phil, Pete und Victor van Pelt eben auch Kathy. Thema sei aber ohnehin auch die Auflösung von gängigen Beziehungs- und Rollenmodellen, so der Autor. „Alles, was in Schubladen steckt, stelle ich in Frage“, sagt er und nennt ein Beispiel. Als bei einer der Hauptfiguren, Phil, ein Aneurysma im vorderen Frontallappen platzt, beginnt der einst Heterosexuelle eine Beziehung mit seinem Therapeuten Pete. „Ich weiß gar nicht, ob das möglich wäre. Aber das ist zumindest spannend“, so Reininger. Medizin, Digitalisierung - auch das sind Kernthemen seiner Romane.


Geschrieben hat Gerhard Reininger schon immer gerne. Tagebuch, Geschichten zu Weihnachten - vieles, außer Lyrik.

„Aber es blieb im Hinterkopf immer der Roman“, sagt er. „Das hätte mich auf dem Sterbebett geärgert, wenn ich das nicht gemacht hätte. Das gehörte einfach auf die Bucket List“, also die Liste der Dinge, die man machen möchte, bevor man das Zeitliche segnet. Sein erster Roman sei eigentlich nach 200 Seiten fertig gewesen. Dann aber hätten sich erzählerisch weitere Stimmen gemeldet. Der Umfang verdreifachte sich. Mit dem Ergebnis sei er dann „sehr zufrieden“ gewesen.


Gerhard Reininger steht voll im Berufsleben, hat Familie, auch wenn seine vier Kinder mittlerweile erwachsen sind.

„Wenn ich Geschichten schreibe, dann muss ich das vor mir dürfen“, sagt er. Verpflichtungen wie einkaufen oder andere Dinge - das erlaube er sich dann eben komplett auszublenden. Eine Gehirnhälfte sei ohnehin zumindest gefühlsmäßig immer im Schreibmodus. Der Abend gehöre dann aktiv dem Schreiben - eine Seite sei jeweils das Ziel. „Und ich bin froh um jede Seite, die ich schaffe“, sagt Reiniger. Als Autor müsse man sich heute zudem noch um die sozialen Medien kümmern. Dabei helfe ihm aber glücklicherweise seine Tochter. Ohne Social Media gehe es heute eben nicht mehr, so der 59-Jährige.


Keine Angst vor dem Schreiben

Dafür geht es mittlerweile für Autoren auch ohne Verlage. „Wenn man es bei Verlagen versucht, dann ist man schnell gefrustet“, sagt Reiniger. Es gebe keinerlei Rückmeldung. Der Autor verlegt also seine Bücher selbst, zu kaufen sind sie überall. Gebe es dort nur eine Einserbewertung, sei die schon schlecht wegzustecken, so Reininger. „Ich neige ja dazu, zu sagen, die Romane sind gut.“

Geld hat Reiniger als Autor noch keines verdient. „Das ist ein Hobby und kostet Geld. Aber ich habe glücklicherweise eine tolerante Partnerin“, sagt er. Familienleben, ein Enkelkind, Motorrad- und Radfahren, Musik - „so Flower Power Zeug“, medizinische Themen, Digitalisierung - all das sind die Dinge, die ihn beschäftigen - auch, weil er sich ihnen in seinen Romanen widmet. Der dritte ist nun in Arbeit, fertig werden soll er zu Reiningers 60. Geburtstag - sein Geschenk an sich selbst. 2023 ist es soweit. Dann sei Schluss mit der Reihe. „Eine Trilogie ist eine schöne Sache“, sagt Gerhard Reininger. Angst vor dem Schreiben hat er keine.



Alles, was in Schubladen steckt, stelle ich infrage.“  – Virgil Kane

„In unseren Herzen die Welt“, so der Titel des 2019 erschienen Romans von Virgil Kane.

2021 folgte „In unseren Seelen der Schmerz“, im Mai 2023 soll dann „In unseren Träumen das Glück“ erscheinen.

Die ersten beiden Romane sind erhältlich für 20,99 Euro als Taschenbuch und 4,99 Euro als E-Book.

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