In unseren Seelen der Schmerz

Worum es geht...
Ohne zu viel verraten zu wollen kann man allen Fans der Story um Phil, Katy, Pete und Victor versprechen, dass sie wieder genau so nahe dran sein werden am Geschehen um die Familie van Pelt und den Dingen, die den Helden widerfahren, wie im ersten Band.

Soviel vorab: die Erzählweise hat sich verändert und weiterentwickelt. Zwar erzählen die Personen nach wie vor aus der Ich-Perspektive und sprechen das Publikum dadurch direkt an. Der Erzählfluss ist jedoch nicht mehr viergeteilt und lediglich durch die Perspektive unterschieden wie im ersten Band. Vielmehr ergänzen sich die Erzähler und schreiben quasi gemeinsam die Story fort. Deutlich wird das schon aus der Anzahl der Kapitel. Kam Band I mit fünf großen Chaptern aus, so sind es im zweiten Band ganze 50 davon. Das führt dazu, dass die Stimmen schneller wechseln und man immer genau weiß, was gerade bei wem abgeht. Und eine weitere Stimme bekommt Raum im Roman: Rachel, die Chefin des Hauses van Pelt, ergreift selbst das Wort.


Paperback, 689 Seiten,
ISBN-13: 9783753454412
Verlag: Books on Demand
Erstveröffentlichung 2021
Auflage: 1 / Mai 2021
Taschenbuch 20,99 Euro
E-Book 0,99 Euro




Leseprobe:

01 PHIL

Eine Boeing 767 fliegt in elfeinhalb Stunden nonstop von San Francisco/Kalifornien nach Frankfurt am Main. Die meiste Zeit der Reise rast die Maschine mit 850 Stundenkilo-metern in einer Flughöhe von knapp 9.000 Metern durch die Troposphäre, die unterste die Erde umschließende Luftschicht. Jenseits der vergleichsweise dünnen Kabinenwand herrschen demnach Bedingungen wie auf dem Gipfel des Mount Everest. In der Kabine selbst reist es sich wohltemperiert, komfortabel und anstreng-ungslos. Die meiste Arbeit verrichten die beiden mächtigen Pratt & Whitney Triebwerke links und rechts des Rumpfes.
Sie speisen sich aus riesigen Tanks in den Tragflächen, die mehr als 90.000 Liter Treibstoff fassen.

Das alles entnehme ich der schmalen Bordbroschüre, die auf meinem Sitz lag, als wir vor zwei Stunden in die Maschine stiegen. Langsam und zitternd, wie ein frierender Albatros, hatte die Boeing nach dem Start immer weiter beschleunigt, um schließlich genügend Auftrieb unter den
Schwingen zu haben und endlich abzuheben, gerade noch rechtzeitig vor dem Ende der Startbahn. Den größeren Teil der Reise haben wir also noch vor uns, bevor wir in Frankfurt auf das Empfangskomitee treffen werden. Und ich auf eine unsichere Zukunft. Zeit genug, um das vergangene Jahr nochmals zu rekapitulieren. Was für ein Trip!

Ich heiße Philipp Deckert, aber auf meiner Bordkarte und in dem Pass, den ich bei mir habe, steht der Name Victor van Pelt. Ich habe die Identität eines Anderen angenommen, eines Toten noch dazu. Im Nachhinein war das ein Fehler...

02 RACHEL

Immer mehr Leute laufen jetzt mit diesen Schutzmasken herum. Tröpfcheninfektion vermeiden, Andere schützen. In den Supermärkten und auf den Straßen ändert sich das Bild. Man kommt sich vor wie in Asien, nur ohne den Smog und die Kirschblüten. Plötzlich fehlt den Leuten das halbe Gesicht. Es wird ersetzt durch einen Fetzen Papier oder Stoff.

Ich habe die Dinger sogar schon aus durchwirkter Seide gesehen. Brokat. Mit dem Logo von Dolce & Gabbana drauf. Könnte allerdings eine Fälschung gewesen sein. Wie so vieles derzeit eine Fälschung ist. Sowohl bei Masken als auch bei Desinfektionsmitteln, Medikamenten und den täglichen News. Fake ist das neue Make. Hauptsache, es sieht nach etwas aus. Was dahintersteckt, interessiert die Leute nicht mehr. Die Schar der Krisengewinnler ist inzwischen Legion. Die Menschen legen ihre Skrupel, an der Not anderer zu verdienen, schneller zur Seite als ihr Essbesteck, wenn das Smartphone klingelt.

Das wird immer so bleiben. Ist meine feste Überzeugung. Mögen die Sozialromantiker noch so viel davon faseln, wie Corona das Gute im Menschen zu Tage fördern wird. Sorry, aber das wird nicht passieren. Die Krise wird vorüber
sein, der erste Impfstofflieferant wird sich einen Geldspeicher bauen und jeder nimmt das Ellbogenrennen um größer, schneller, weiter wieder auf. Wer vor der Krise arm war, wird arm bleiben, wer vor der Krise ein guter
Mensch war, wird danach einer sein. Und wer schon immer ein Arschloch war, bleibt das auch hinterher. Schluss. Aus. Amen.

03 PETE

Es ist 19:15 Uhr. Oder Viertel nach sieben, wie Reinhard Mey singen würde und ich warte vor dem Kommissariat 1 in der Stadtmitte auf Kommissar Martin Trautmann.

Es sind genau vier Wochen vergangen, seit wir hier versuchten, das Puzzle um die Vorgänge in der Van-Pelt-Klinik zusammenzusetzen und es sieht so aus, als hätten wir es jetzt geschafft. Inzwischen duzen wir uns und Martin ist eigentlich gar nicht so übel für einen Kommissar.

Er hat es auch nicht leicht, versteht ihr, ständig dieses Suchen nach Motiven und Tätern und Opfern, den ganzen Tag Spurenlesen, wenn ihr versteht, was ich meine – meine Güte, wer will das schon? Augen auf bei der Berufswahl, sage ich immer, und es beweist sich bei allen möglichen Gelegenheiten. Selbst als umjubelter Rock-Star oder Fußball-Torjäger ist man nicht gegen Selbstzweifel und Existenzkrisen gefeit, glaubt mir. Ich hatte einige in meiner Praxis sitzen wie die berühmten Häufchen Elend, die eigentlich aufgrund ihrer Papierform vor Kraft nur so strotzen sollten. Das Gegenteil war der Fall. Das Ego kann ein Schwein sein und du kannst nichts dagegen tun.

Im Laufe des Tages haben sich die Ereignisse etwas überschlagen. In der Nähe von Isaac Blunts Jaguar-Wrack haben die Gendarmen von St. Tropez eine unscheinbare Blackbox gefunden. Es stellte sich heraus, dass es Ahmeds GPS-Spoofer war, mit dem er Trumps Drohnen vom irakischen Himmel holen wollte. Irgendjemand hatte ihn wohl dazu eingesetzt, um Blunts Karre über die Klinge des Abgrunds springen zu lassen.

Leserstimmen - Vielen Dank für Eure Bilder!:

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